Kunstprojekte

Cultural Encroachment

Dieses Projekt entstand im Rahmen meines einjährigen Werkaufenthaltes in Bangalore, Indien und wurde in der Gallery Sumukha, Wilson Garden, Bangalore, erstmals präsentiert. Mein gerichteter, europäischer Blick, mit dem ich anfänglich viele Farben und Düfte, viel Chaos und Unbekanntes erfasste, hat sich im Laufe meines Indienjahres verändert und andere, unerwartete Ansichten erhascht. Eine gewisse Blickvertrautheit stellte sich ein und ich achtete auf Zwischenräume, die sich eröffneten. Leere Orte waren vorerst rar und schienen schnell überwuchert von Slumhütten, Abfall und neuen Geschäftshäusern. Encroachment wird zu einem vertrauten Begriff, der im stetig wachsenden Stadtalltag für viele sich ausdehnende Aktivitäten benutzt wird und das illegale Ausbreiten von neuer Masse in eine bestehende Struktur meint. Mir fielen die Bambuskonstruktionen auf, die in scheinbar prekärer Manier viele Neubauten umfassen und als Gerüst zur Bauarbeit dienen. Diese krassen Konstruktionen, die fragile und völlig bricoliert daher kommen, enthalten andererseits auch eine sehr rhythmisierte Strukturiertheit, die Stabilität und Rationalität vermittelt. Neonröhren erhellen hier die Wohnstube, ganze städtische Strassenzüge und die Dorfwege auf dem Land. Manchmal werden auch bunte Neonröhren benutzt und leuchten discomässig durch die Nacht. Für die Ausstellung habe ich eine prekär geknüpfte Bambuskonstruktion errichtet, die mit blauen und pinkfarbenen Neonröhren bestückt, Assoziationen zu einer indischen Nachtstimmung evoziert. Daneben ist ein grosses, skulpturales erleuchtetes Auge platziert, das auf den ausschweifenden, encroachenden Blick verweist.


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